Demokratie ist zukunftsweisend. Gerade was ihre philosophischen und rechtlichen Grundlagen, staatliche Organisation, ihre Integrationsfähigkeit und ihre Fähigkeit angeht, sehr flexibel auf Wandel einzugehen …
Grundsätzliche Zweifel.
In Westdeutschland hat man sich daran gewöhnt, Demokratie–Beteiligung quasi mit der linken Hirnhälfte zu lösen.
Nicht so im Osten des Landes. Dort verloren Bürgerinnen und Bürger ein Gesellschaftssystem und fanden sich unversehens in einem neuen wieder: ein historischer Umbruch, der kaum länger als eine Schwangerschaft währte. „Blühende Landschaften“ wurden versprochen. Und es wurde geliefert. Was erlebten die Menschen? Mitgestaltung? Eine Demokratie … die sie vereinnahmt. Dass bürgerliche Würde auf Einbeziehung basiert, gerade bei großen Weichenstellungen, schien „diesem System“ nicht bedeutend. Andere Demokratien leiden ähnlich; wir haben unsere eigenen Ursachen.
Unsere Demokratie entseelt sich?
Demokratie, die von Bürgerinnen als „weit weg von uns“ empfunden wird, fördert Politikverdrossenheit und Radikalisierung. „Erlebbare Bürgernähe“ müsste das natürliche Resultat einer Demokratie sein. Aber: Das Demokratie–Erlebnis ist auf abstrakte Ereignisse konzentriert: Setze Dein Kreuz in dieses oder jenes Feld. Demokratie mit dem Herzen zu begreifen, wertzuschätzen, fällt schwer. Jede/r Bürgerin ist ein Körnchen in der Sanduhr der Politik … Demokratie, wie sie momentan gelebt wird, entseelt sich.
Konkret erfahrbar. Wann?
Wann erlebt man ihre Relevanz und sozial-schöpferische Kraft? Dass Demokratie jedes Individuum und seine Würde schützt und zugleich die Souveränität der Bürgerschaft hochhält, das (faire) Austragen von Konflikten fördert — und fortwährend für Friedfertigkeit kämpft und Frieden stiftet … dass Demokratie eine Lebenshaltung ist, die sich in überwältigender Zuversicht dem Gedeihen aller widmet, ist viel zu wenig wahrnehmbar.
Demokratie ist die weise Verbindung von Individualismus und Gemeinschaftlichkeit. Dazu muss Demokratie als Mitwirkung erfahrbar werden. Teilhabe an der Gesellschaftsgestaltung — gelebte Demokratie — beginnt vor Ort: dort, wo konkrete Partizipation an Gemeinschaftsangelegenheiten alltäglich, dauerhaft und sinnlich erfahrbar ist.
Wir haben viel vor uns!