Unsere Welt ist in einer unüberschaubar großen Veränderung. Um die Entwicklung in positive Bahnen lenken zu können, müssen sich alle Bereiche der Gesellschaft und alle Menschen gemeinschaftlich engagieren. Dazu brauchen wir leidenschaftlich gelebte Demokratie.
Unsere Demokratie braucht neue Impulse, um ihre entscheidende Aufgabe erfüllen zu können. Auf diesem Ideen-Board konzentrieren wir uns auf die Frage:
Welche Projekte und Maßnahmen könnten Jung + Alt anspornen, sich regelmäßig demokratisch zu engagieren – und sich mit unserer Demokratie zu identifizieren?
Notiert auf diesem Board bitte nur konkrete Projekt-Ideen.
(Reflexionen zu diesem Thema werden an anderer Stelle des ForumGesprächs 2022 ausgetauscht.)
Den Titel Eurer Projekt-Idee stellt bitte an den Anfang der Notiz.
Ein Demokratie-Festival!
Ende September war ich in Passau. In einem kleinen Café lag eine DIN A6-Broschüre aus. Titel: „Wozu Demokratie. Passau. Das Festival | 2024“. Ein Blick in den Inhalt: Lange Nacht der Demokratie am 02. Oktober. Wochen zur Demokratie 07–17. November. Workshops, Ausstellung, Offene Gespräche, Film, Lesung, Konzert, Theater, Argumentationstraining, Buchvorstellung …. ich dachte nur: WOW! Das will ich auch haben! Bitte flächendeckend über ganz Deutschland!
Training und Coaching von bürgerschaftlichen Vertretungsstrukturen
Gerade von Entscheidungen betroffene, ggf. politisch nicht repräsentierte Minderheiten (Kinder, Jugendliche, Geflüchtete, eingeschränkt handlungsfähige Personen, Minderheiten aus unterschiedlichsten Gründen) erhalten Unterstützung Ihrer Anliegen und Ihrer Wahrnehmbarkeit in der Öffentlichkeit.
Verantwortung und visuelle Gestaltung
Ich sehe da noch einen nicht ganz einfachen Widerspruch. Visuelle Gestaltung kann kaum demokratisch ermittelt werden, da meistens das Wissen zu funktionierender Gestaltung fehlt. Deshalb bedarf es bei den Gestaltern Respekt und vielleicht sogar etwas »Demut« im Umgang in den so notwendigen demokratischen Strukturen. Qualitäts-Autorität darf nicht missbraucht werden, sondern muss äußerst verantwortlich handeln.
Lieber Herr Gorbach, ist dieser Wiederspruch nicht nur scheinbar? Professionelle Gestaltungsverantwortung muss nicht heißen, die Gestaltung an sich einem Laienpublikum zu überlassen, wohl aber, mit den von der Gestaltungsaufgabe Betroffenen bzw. einem Stellvertretergremium mögliche Lösungsvorschläge zu erarbeiten, gemeinsam Unterschiede und Bedeutung zu erörtern, es so zu einer Entscheidungsfähigkeit zwischen möglichen Alternativen zu führen. Das Ergebnis aber – durchaus mit der nötigen Demut – als eine im demokratischen Sinne partizipativ getroffene Entscheidung zu respektieren und eine professionelle Unterstützung bei der Umsetzung zu gewährleisten. Ich meine, nur so kann das so wichtige Wir-Gefühl, die Identifikation mit dem Ergebnis, entstehen.
Gelebte Demokratie unterstützen
Ich wünsche mir, dass gelebte – vor allem die ehrenamtliche – Demokratie deutlicher wahrgenommen und politisch unterstützt wird. So könnten Kommunen kreativ unterstützen durch Übernahme von Büro- und IT-Kosten. Amtsgerichte könnten die ehrenamtlichen Vereine durch weniger Bürokratie entlasten.
Auszeichnung von Demokratie-Projekten vor Ort als Beispielgeber für die Politik
Demokratie erproben ‚von unten‘ ist oft leichter, da Mit- und Einwirkende überschaubarer, Handlungen direkter spür- und messbar, Erfolge schneller umsetzbar sind. Zu- und Vertrauen als wesentliche Faktoren einer Demokratie können schneller erfahren, gelebt und gefeiert werden, Andere motiviert und animiert werden, von guten Vorbildern zu lernen. So sind z.B. Gemeinschaftliche Wohnprojekte seit Jahrzehnten Vorreiter und Ideengeber für ökologische und soziale Nachhaltigkeit für den ansonsten konservativen Wohnungsmarkt.
Donnerstag ist Demokratie-Tag!
Demokratie beginnt mit Teilhabe. Es sollte im Kindergarten beginnen.
Dies ist der erste gesellschaftliche Ort an dem Demokratie vermittelt werden kann.
Da hier die Kinder zum ersten Mal außerhalb der Familie mit “Fremden” zu einem Wir wachsen. Wenn schon einfache Aufgaben partizipativ (alle sind beteiligt) gelöst werden, wird man lernen, dass es um ein gemeinsames geht, und nicht um das, was einem besser gefällt.
Donnerstag ist Demokratie-Tag. Hier werden z.B. alle Kinder das gemeinsam tun, für was die Mehrheit der Kinder sich entschieden hat.
> Hier übt man, Selbstorganisation, die Konsequenzen daraus und wo die Grenzen der persönlichen Freiheit liegen. Man lernt „mittragen“ aber auch seine Meinung zu demonstrieren…und dass man Demokratie verteidigen muss und man „verhandeln“ kann.
Ein Ort für gelebte Demokratie
Demokratie erscheint mir heute sehr abstrakt, administrativ, und viel zu wenig zwischenmenschlich, nachbarschaftlich. Ich wünsche mir einen Ort, wo Bürger:innen Demokratie hautnah erleben können. Was zu „Demokratie leben – miteinander, vor Ort“ gehört, wird dort diskutiert, entworfen, realisiert. Hier feiert die Gemeinschaft der Demokrat:innen Themen und Ereignisse, die essenziell für Demokratie sind. Schwächen, die wir in unserer Demokratie sehen, werden erörtert, Lösungsansätze entwickelt und die Übertragung in die Politik organisiert. Nicht zuletzt ist dies ein Ort für persönliche Meinungsbildung und praktizierten Pluralismus. Es braucht besondere Orte, die diese emotionale Verdichtung im Miteinander erreichen. Das Clubhaus der Zivilgesellschaft (Konzeptidee des FfE) wäre dafür geeignet.
Triennale der Demokratie
Die „Demokratie als große, mitmenschliche Idee“ wird alle drei Jahre gefeiert. In verschiedenen Sequenzen werden Errungenschaften und Potenziale der Demokratie – sehr erlebnishaft – zelebriert, mit und für alle Generationen, Ethnien, soziale Gruppen etc., als ein Fest des Miteinanders. Demokratie gewinnt durch Pluralismus eine einzigartige Stärke.
Hoch geschätzte ethische Qualitäten der Demokratie werden ins Bewusstsein gerufen, wie gemeinschaftlich getragene Grundwerte, Meinungsfreiheit und der große Freiraum für Selbstentwicklung, das Vertrauen der Gesellschaft in mündige Bürger:innen, die humanistische Haltung, die Gewaltenteilung u.v.m.
Neben dem idealistischen Feiern widmet sich ein wichtiger Teil der D-Triennale der bisweilen labilen Entwicklung der Demokratie in der Welt und in Deutschland sowie der Notwendigkeit, sie stetig weiterzuentwickeln.